Selbstverständnis

Wir als AlleFrauen*Referat der Universität Hamburg vertreten einen intersektionalen feministischen Ansatz. Das bedeutet, dass verschiedene Diskriminierungsmechanismen wie race, class, gender und desire nicht isoliert voneinander 
betrachtet werden können. Menschen können demnach gleichzeitig durch mehrere Differenzkategorien marginalisiert werden. Deswegen sind folgende Punkte grundlegend wichtig für unsere Arbeit.

jegliches Geschlecht ist sozial konstruiert aber wirkmächtig. Geschlecht wird durch die drei Komponenten sex (biologisches Geschlecht), gender (soziales Geschlecht) und desire (Begehren) in unterschiedlicher Relevanz geschaffen (Vgl. Butler).

Biologisches Geschlecht: Kinder werden geboren mit einer Reihe von Merkmalen. Einige, vorher festgelegte Merkmale (Beispiel äußere Geschlechtsorgane), werden genutzt, um Kinder in das System der Zweigeschlechtlichkeit einzuordnen. Konstruiert ist das biologische Geschlecht deshalb, weil Kinder in das System der Zweigeschlechtlichkeit eingeordnet werden, ohne auf Unterschiede oder Abweichungen einzugehen („Es ist ein Mädchen!“) und ggf. sogar durch medizinische Eingriffe eine Einordbarkeit erzwungen wird. Diese Konstruktion wird kontinuierlich fortgesetzt.

Soziales Geschlecht: bestimmte Eigenschaften und Handlungen werden in das vorgegebene binäre Geschlechtssystem von „männlich“ und „weiblich“ eingeordnet. Menschen, die sich jenseits der Grenzen der Zweigeschlechtlichkeit oder
der Rollenzuschreibungen bewegen, werden sozial sanktioniert. Ein geschlechtskonformes Verhalten wird hingegen belohnt.

Begehren: Das Begehren wird von einer heteronormativen Gesellschaft vorgegeben und Abweichungen von diesem werden gesellschaftlich sanktioniert.

Bei transsexuellen* Personen stimmt das bei Geburt zugewiesene Geschlecht nicht mit der Geschlechtsidentität ein.

Intersex* Personen haben keine „eindeutigen“ Geschlechtsmerkmale. Dazu gehören beispielsweise der Chromosomensatz, der Hormonhaushalt und/oder primäre, sowie sekundäre Geschlechtsorgane. Diese Personen werden oftmals zwanghaft in die binäre Geschlechtermatrix eingeordnet. Dies wird teilweise auch durch massiv gewaltvolle (invasive) Eingriffe durchgesetzt (beispielsweise chirurgische).

Sexismus:

Als Sexismus verstehen wir die Diskriminierung aufgrund von gender. In patriarchal strukturierten Gesellschaften herrscht eine Macht-und Herrschaftsasymmetrie, welche Männer gegenüber Frauen* und Menschen, die nicht in das binäre
Geschlechtssystem passen, privilegiert. Daher ist Macht oder auch Herrschaft ein wichtiger, aber oft übersehener Teil der Definition. Wir lehnen die Position ab, dass Frauen* gegenüber Männern sexistisch sein können, da ihnen die institutionalisierte Macht fehlt.

Feminismus:

Wir verstehen Feminismus als Kampf gegen die sexistischen Herrschaftsverhältnisse, welche sich durch das Patriarchat manifestieren. Durch die Theorien des Feminismus können individualisierte Situationen in einen größeren gesellschaftlichen Zusammenhang gestellt und dementsprechend interpretiert und reflektiert werden Das Private ist politisch!!! Eine feministische Analyse macht sexistische Machtstrukturen oft erst sichtbar und dadurch angreifbar. Unser Anspruch an feministische Arbeit ist, dass kollektive Solidarität entsteht.Wir sind der Meinung, dass Kapitalismus und Sexismus, sowie andere Diskriminierungsformen (s.o.), nicht voneinander getrennt kritisierbar sind. 
Sie sind miteinander verwoben und (unter)stützen sich gegenseitig. Aus diesem Grund ist es unmöglich die Unterdrückungsstrukturen einzeln zu bekämpfen. 

Feministische Organisierung an der Universität

An der Uni erleben wir, dass es oft Männer sind, die uns belehren und unterrichten, während es öfter Frauen* sind, die uns in der Mensa bedienen. So berichtet das Statistische Bundesamt, dass nur 22% der Professoren_Innen weiblich sind.

Das Alle-Frauen*-Referat an der Uni Hamburg stellt einen wichtigen Stützpunkt für den alltäglichen Kampf für Emanzipation dar. An Universitäten findet wissenschaftliche Lehre statt; auch in der wissenschaftlichen Lehre hat Mensch alltäglich mit Diskriminierung kämpfen, da vorherrschende Strukturen hier reproduziert und weitergelehrt werden. Die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen und Normierungen manifestieren sich auch an der Universität und müssen daher auch hier bekämpft werden. Deshalb ist es auch in genau dieser Umgebung wichtig, den alltäglichen Kampf für Emanzipation mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln zu führen.

Wir betrachten das Referat als Anlaufstelle für Kommiliton*innen, die einen geschützten Raum an der Universität suchen, wo sie sich über Erfahrungen austauschen, Verbündete im alltäglichen Kampf finden und sich politisch weiterbilden können. Darum gehört auch eine Beschäftigung mit feministischer Literatur zu unserem Programm. Hierbei werden wir uns weniger mit dem im Neoliberalismus verbreiteten und vermehrt mit dem auf Systemkritik ausgerichteten Feminismus fokussieren. Das Ziel unserer feministischen Arbeit ist es nicht, innerhalb des bestehenden kapitalistischen Systems Frauen* in Spitzenpositionen zu fördern, da der Kapitalismus selbst, wie oben erwähnt, auf Ausbeutung basiert. Wir betrachten die Unterdrückung der Frau* im Kontext unseres kapitalistischen Systems, das nach unten tritt. 

Wir sehen den Kampf um die Befreiung der Frau* eng verknüpft mit den sozialen Kämpfen innerhalb der Uni; Frauen* und insbesondere Studierende werden nicht nur aufgrund ihres Geschlechtes diskriminiert, sondern auch durch markorientiertes und auf Profitinteressen ausgerichtete Studienbedingungen. Deshalb sind die Kämpfe um bessere Studienbedingungen, besseres Auskommen und soziale Wohnraumförderung, Kämpfe, die uns alle betreffen!

Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und stellen an uns den Anspruch, unsere feministischen Ansätze steig weiterzuentwickeln.

*Das Sternchen soll darauf hinweisen, dass das Wort gesellschaftlich konstruiert ist.

Kontakt: 
www.allefrauenreferatunihamburg.wordpress.com
allefrauen_referat@riseup.net